Buchrezension: Läuft. von Hülya Marquardt

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Buchrezension: Läuft. von Hülya Marquardt

Buchrezension: Läuft. von Hülya Marquardt – Eine ungeschönte Reise durch ein „perfekt-unperfektes Leben“

Hülya Marquardt erzählt in ihrem Buch „Läuft.“ ihre ganz persönliche Geschichte – die eines türkischen Gastarbeiterkindes im Ruhrgebiet, das durch einen Gen-Defekt mit „speziell geformten Händen“ geboren wurde und mit 18 Jahren beide Beine verlor. Was zunächst wie eine klassische Lebensgeschichte klingt, entfaltet sich jedoch zu einem aufwühlenden Einblick in ein Leben voller Herausforderungen und ungeahnten Chancen.

Marquardt nimmt ihre Leser mit auf eine emotionale Reise. Sie schildert eindrücklich, wie sie mit ihrer Behinderung umgeht, Hindernisse überwindet und sich trotz allem ein erfülltes Leben schafft. Ihre positive Lebenseinstellung und ihr Humor machen das Buch zu einer leicht zugänglichen und inspirierenden Lektüre. Besonders bewegend sind die Passagen, in denen sie offen über ihren Umgang mit Schmerz und Verlust spricht, ohne dabei in Selbstmitleid zu verfallen.

Doch „Läuft.“ ist weit mehr als nur ein Erfahrungsbericht. Marquardt thematisiert auch ihre spirituelle Suche – eine Suche, die nicht gradlinig verläuft. Von ihrer muslimischen Prägung über den „Kurs in Wundern“ bis hin zu Aufenthalten in buddhistischen Schweigeklöstern – sie lässt keinen spirituellen Stein auf dem anderen. Doch gerade diese Offenheit sorgt bei einigen Leser:innen für Irritationen. Wer ein klassisches Glaubenszeugnis erwartet, wird nicht fündig. Stattdessen präsentiert Marquardt ein inklusives Weltbild, das verschiedene Glaubensrichtungen und spirituelle Praktiken miteinander verbindet.

Für Leser:innen, die ein christliches Glaubenszeugnis suchen, könnte dies enttäuschend sein. Der christliche Glaube bleibt in „Läuft.“ vage und wird nicht explizit als Lebensgrundlage thematisiert. Marquardt spricht zwar von ihrer Beziehung zu Jesus, doch bleibt offen, wer oder was Jesus für sie ist. Auch ihre Ansichten zu Tod und Wiedergeburt wirken eher esoterisch als theologisch fundiert.

Dennoch hat „Läuft.“ seine Stärken. Vor allem Marquardts unerschütterliche Lebensfreude, ihr Humor und ihre Entschlossenheit, das Leben trotz aller Widrigkeiten zu genießen, machen das Buch zu einer Quelle der Inspiration. Für Menschen, die selbst mit einer Behinderung leben oder nach Motivation suchen, kann es ein ermutigender Wegbegleiter sein. Leser:innen, die jedoch eine klare christliche Botschaft erwarten, sollten sich möglicherweise auf andere Lektüre konzentrieren.

Rezension von Silke

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